Zitat Theodora Becker NZZ Interview:
... Käuflicher Sex ist kaum mehr anrüchig, sondern selbstverständlich geworden. Weil man die Prostitution nicht mehr moralisch verurteilen kann, sind nun die Zwangsverhältnisse skandalös, die der Prostitution angeblich in jeder Form zugrunde liegen, und nicht mehr die Käuflichkeit selbst.

Ich verstehe, woher diese Aussage kommt. Aus Sicht der MEDIEN stimme ich dem gewissermassen zu. Aus Sicht der Dienstleisterin oder auch des Nutzenden stimme ich dem nicht zu das paysex selbstverständlich geworden sind. Bestimmt ist es anders wie in den Siebzigern, oder den 90ern (da war ich zu jung lach, keine Ahnung) aber nicht-anrüchig ist es definitiv nicht meiner Meinung nach. 

Zitat:
... Andererseits aber schliesst diese Idee auch an eine bürgerliche Tradition an: von der Prostitution als einer sachlichen Verrichtung, die auf ordentliche Weise irgendwelche sexuellen Überschüsse und Triebenergien kanalisiert und damit unschädlich macht und die deshalb gesellschaftlich notwendig ist.

Wenn ich diesen Absatz richtig interpretiere, so ist das eine aus Frau Beckers Sicht negative Sache oder das sie dem nicht zustimmt. Ich verstehe auch hier, das sie wahrscheinlich sagen wollen würde, das Männer nicht einem mystischen, nicht zähmenden Trieb ausgesetzt sind und deshalb nicht auf Prostitution angewiesen sein müssten. Aber irgendwie stimme ich der ursprünglichen Aussage (Zitat) zu. 


Zitat:
Dann könnte man die Prostituierte auch durch eine Puppe ersetzen oder gleich Pornos schauen. Der Freier will aber die reale Frau.

Tatsächlich gibt es Freier/Männer (auch im privaten) die eine Frau (oder in der LGBTQIA Szene wahrscheinlich auch ein anderes Geschlecht) als erweiterte Masturbation (be)nutzen. Daher stimme ich dieser Aussage auch nur bedingt zu. 

Zitat:
Aber eben, es ist bei der Sexarbeiterin ein vorgespieltes Begehren.
Klar, aber der Kunde muss dennoch darauf hereinfallen. Und das macht sie ja aus bürgerlicher Perspektive so suspekt: Die Prostituierte manipuliert den Kunden, indem sie sich scheinbar seinen Wünschen anschmiegt. Sie tut so, als würde sie ihn auch begehren, dabei geht es ihr um Geld.

Jein. Natürlich geht es darum, Geld zu verdienen. Einen Gast so glücklich zu machen, das er direkt wieder kommen (pun not intended) möchte. 
Oftmals ist es auch ein vorgespieltes Begehren (was ja nicht schlecht sein muß - oder eigentlich auch gar keine Rolle spielt so lange der Gast sich glücklich fühlt). Jedoch kann ein Vorspielen sich auch in echt empfundenes Übergehen. Das ist der Idealfall. Das erlebe ich auch immer wieder. Ich bin überzeugt davon, Frau Becker weiss das auch, hat aber der einfachheit halber (oder der Provokation halber) die Aussage etwas schwarz/weiss gehalten. Diese Aussage trifft definitiv die Emotionen....


So, sonst wirds zu lang.... was es eh schon ist 😉 Es wäre aufregender über die Aussagen zu schreiben denen ich zustimme. z.B. dem Titel 😉